Zecken – So schützen Sie sich vor den Blutsaugern
Aufgrund der Klimaerwärmung steigt die Durchschnittstemperatur immer weiter an. Die Folge: Zecken verbreiten sich in ganz Deutschland und bleiben fast das ganze Jahr über aktiv. Deswegen ist es wichtiger denn je, sich vor möglichen Krankheiten zu schützen. Die Apothekerin Jutta Schröder berichtet von ihren Erfahrungen mit den Parasiten und klärt auf, worauf Sie achten sollten.
12.07.2023
In diesem Artikel erfahren Sie:
- welche Krankheiten bei einem Zeckenstich auftreten können
- wie man sich vor Infektionen durch Zeckenstiche schützen kann
- 6 Tipps gegen Zeckenstiche
- was Sie bei einem Zeckenstich tun müssen
Seit zehn Jahren lebe ich am Rande einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Zum Einfamilienhaus gehört ein großer Garten, den ich gerne auf meine Art pflege: bienenfreundlich mit wilden Ecken für Schmetterlingsraupen und Igel. Eben habe ich ein paar Zweige abgeschnitten, die zu weit in den Weg gewachsen sind und schon sehe ich sie wieder: Schwarz, kleiner als ein Stecknadelkopf, krabbelt eine Zecke flink auf meinem Handgelenk Richtung Armbeuge. Ihre Bewegung spüre ich kaum. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass sie nun weiter hochkrabbeln und eine Stelle suchen wird, an der die Haut dünn und möglichst feucht-warm ist. Kniekehlen, Lendenbereich, Bauchnabel, Achseln, Hals und Ohrläppchen sind bevorzugte Stellen, um sich festzubeißen. In diesem Fall glücklicherweise früh genug, fange ich die Zecke auf meinem Arm mit Daumen und Zeigefinger – dem Pinzettengriff kann sie nicht entkommen. Da die Begegnung mit Zecken jedoch nicht immer so glimpflich ausgeht und wir sie auf unserer Haut oft nicht spüren, möchte ich Sie über die Gefahren, die von ihnen ausgehen, informieren und Ihnen einige Tipps geben.
Welche Krankheiten können bei einem Zeckenstich auftreten?
Zecken gehören zu den Spinnentieren, die als Parasiten leben. Sie brauchen für ihre Entwicklung regelmäßig Blutmahlzeiten von Warmblütern – dazu gehören auch wir Menschen. Dafür versenken sie ihren winzigen Stechrüssel im Gewebe des Wirts. Anders als oft angenommen, ist der Begriff »Zeckenbiss« deshalb wissenschaftlich nicht korrekt. Mit dem Stich entnehmen Zecken nicht nur Blut aus den Körpern ihrer Wirte, sondern können mit ihrem eigenen Speichel auch Viren und Bakterien abgeben. Weltweit sind fieberhafte Erkrankungen bekannt, die durch den Zeckenstich verursacht werden.
Borreliose und FSME
In Deutschland werden vor allem die Krankheiten Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) durch Zeckenstiche ausgelöst. Die Borreliose betrifft vornehmlich die Haut, Nerven und Gelenke und entsteht durch Bakterien. Demgegenüber handelt es sich bei der FSME um eine Viruserkrankung, die im schlimmsten Fall Hirn- oder Hirnhautentzündungen verursachen kann. In manchen Regionen Deutschlands sind bis zu zehn Prozent der Zecken mit FSME-Viren infiziert, im Süden und Osten stärker als in anderen Gebieten. Eine Übersicht der Risikogebiete finden Sie auf der Internetseite des Robert Koch Instituts ».
Wie kann man sich vor Infektionen durch Zecken schützen?
In Wiesen, Büschen, Gärten oder Wäldern fühlen sich Zecken besonders wohl. So sind vor allem Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, gefährdet. Es gibt jedoch zahlreiche Möglichkeiten, sich vor Zeckenstichen zu schützen.
Impfung: Schutz vor Frühsommer-Meningoenzephalitis
Gegen die Erkrankung FSME gibt es erfreulicherweise eine Impfung. Diese wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und bietet vorbeugend sicheren Schutz. Sie besteht aus drei Teilimpfungen, die im Abstand von mehreren Monaten erfolgen. Alle drei bis fünf Jahre ist eine Auffrischungsimpfung notwendig. Informationen zur Kostenübernahme der Impfung durch die Krankenkassen können Sie zum Beispiel bei Krankenkassen.Deutschland » nachlesen.
6 Tipps gegen Zeckenstiche
Ein Impfstoff gegen Borreliose gibt es leider noch nicht. Wer aufmerksam bleibt und einige einfache Dinge beachtet, kann die Natur trotzdem ohne großes Risiko in vollen Zügen genießen:
- Meiden Sie die frühen Morgenstunden im feucht-warmen Gelände, denn hier halten sich Zecken besonders gerne auf. Gut ist es erst zu wandern, wenn der Morgentau abgetrocknet ist und die Mitte der Wanderwege zu benutzen.
- Tragen Sie im Wald oder auf Wiesen mit hohem Gras geschlossene und helle Kleidung. Da die Spinnentiere hauptsächlich im Unterholz und an Gräsern sitzen und im Vorrübergehen abgestreift werden, erschweren lange Hosen und Ärmel sowie geschlossene Schuhe ihnen den Zugang bis zur Haut. Die Nackenpartie ist mit einer Schirmmütze, verkehrtherum aufgesetzt, gut geschützt.
- Suchen Sie den Körper nach einem Aufenthalt im Freien nach Zecken ab, besonders an Kopf, Hals, Bauch, Achseln, Lendenbereich und Kniekehlen.
- Untersuchen Sie auch die eigenen Haustiere regelmäßig auf Zeckenbefall. Oft werden Zecken durch Hunde und Katzen ins Haus gebracht.
- Nutzen Sie Anti-Insekten-Mittel. Die Zecken laufen dadurch länger auf der Haut suchend herum und Sie können diese im Idealfall entfernen, bevor sie sich festsaugen. Empfehlungen für natürliche und hautfreundliche Insenktenmittel finden Sie im BIO Magazin 3/21 ».
- Machen Sie sich bei Reisen in Risikogebiete – egal ob im In- oder Ausland – frühzeitig schlau, ob eine Impfung nötig ist und Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Was tun bei einem Zeckenstich?
Manchmal lässt sich ein Zeckenstich trotz aller Bemühungen nicht vermeiden. Dann ist es wichtig, den Parasiten schnellstmöglich zu entfernen, um das Infektionsrisiko zu vermindern. Die beste Methode: Mit der Haut an der Stichstelle einen Berg formen und eine Zeckenzange dicht über der Haut ansetzen, um die Zecke herauszuziehen. Achten Sie darauf, sie dabei nicht zu drehen oder zu quetschen. Letzteres könnte vermehrt Speichel injizieren und im schlimmsten Fall eine vorzeitige Eiablage provozieren. Neben der Zeckenzange gibt es zur sicheren Entfernung der Zecken auch sogenannte Zeckenkarten – beides erhalten Sie in der Apotheke oder in Drogeriemärkten.
Generell sollte man nicht versuchen die Plagegeister mit Öl, Aceton, Alkohol, Klebstoff oder Ähnlichem zu entfernen. Auch das kann zu einer vermehrten Abgabe von Speichel und damit zu einer größeren Wahrscheinlichkeit der Erregerübertragung führen.
Zecken sollten immer vorsichtig und ohne Stress entfernt werden. Eventuell an der Stichstelle verbliebene Reste der Zecke, nämlich der winzige Saugrüssel, stellen keine Gefahr dar. Sie werden von Granulozyten eingeschlossen und über Eiter oder Wundschorf vom Körper entfernt. Auf keinen Fall sollte man „nachgraben“. Die Reste vergrößern nicht das Infektionsrisiko. Eine Zecke, die ihren Körper verloren hat, ist tot, und bohrt sich nicht mehr weiter in ihren Wirt.
Nach Entfernung der Zecke sollten die Stichstelle und die eigene körperliche Verfassung einige Zeit lang beobachtet werden. Bildet sich um die Stichstelle ein roter Ring beziehungsweise eine hellrötliche erhabene knotige Schwellung oder tritt Fieber auf, ist ein Besuch zur Kontrolle bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und gegebenenfalls eine Therapie dringend notwendig. Falls eine Borreliose festgestellt wird, kann diese mit Antibiotika behandelt werden.
Text: Jutta Schröder
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (cf)
Jutta Schröder ist studierte Pharmazeutin und war lange Zeit in öffentlichen Apotheken tätig. Von 2004 bis 2011 leitete sie eine eigene Apotheke in Lübeck. Sie interessiert sich sehr für Heilpflanzenkunde und beschäftigt sich in ihrer Freizeit mit Imkerei und Malerei.