Drei Fragen an Yogalehrerin Petra Brünagel
Einmal pro Woche kommt Yogalehrerin Petra Brünagel in der BIO-Redaktion vorbei, um in der Mittagspause mit uns zusammen die Matte auszurollen. Im Interview gibt sie Tipps für Yoga-Anfänger*innen, teilt ihre liebste Asana und verrät, wie Yoga zur Routine werden kann.
02.05.2023
BIO: Liebe Petra, was würdest du jemandem raten, der oder die mit Yoga beginnen möchte?
Petra Brünagel: Erst einmal: Unbedingt wirklich loslegen, denn Yoga bereichert das Leben! Um dabei seinen Weg zu finden, ist es hilfreich, ganz viel auszuprobieren. Denn es gibt viele Arten, wie man Yoga praktizieren kann und dementsprechend gibt es auch viele verschiedene Angebote dazu. Zum Beispiel geht es beim Vinyasa-Yoga sehr dynamisch zu, während beim Yin Yoga Entspannung und intensive Dehnungen im Mittelpunkt stehen. Daher mein Rat: Nimm an ganz unterschiedlichen Yogastunden teil! Probiere aus, welche Richtung zu dir ganz persönlich passt und mit welchem Lehrer oder welcher Lehrerin du gut harmonierst. Er oder sie sollte Erfahrung haben, außerdem ist es wichtig, dass du dich während der Stunde mit deinen aktuellen Bedürfnissen abgeholt fühlst.
Es liegt mir am Herzen, Menschen zu ermutigen, Neues zu wagen. Um Yoga zu praktizieren, muss man nicht jung oder körperlich fit sein. Auch geht es nicht in erster Linie darum, besonders beweglich zu sein und tief in die verschiedenen Yogahaltungen – auch Asanas genannt – zu kommen. Yoga ist eine sehr alte, holistische Praxis, für jeden, der sich etwas Gutes tun möchte. Sie unterstützt uns dabei, unser Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele wieder zu gewinnen und dauerhaft zu erhalten. So lernen wir uns besser kennen und werden gelassener.
BIO: Wenn man etwas Neues in den Alltag integrieren möchte, fällt es oft nicht leicht, am Ball zu bleiben. Hast du Tipps, wie Yoga zur Routine werden kann?
Petra Brünagel: Ein Tipp, der mir sehr geholfen hat, lautet: Geh mit der Freude! Yoga sollte begeistern, nähren und einfach Spaß machen. Es kann die körperliche Herausforderung sein, die Freude bereitet, aber auch die Erfahrung von tiefer Entspannung oder die bewusste Verbindung zum Atem. All dies sind Geschenke der Yogapraxis, die je nach Kurs aber unterschiedlich stark integriert werden. Hat man die richtige Praxis für sich gefunden und nimmt nach und nach die positiven Effekte auf das psychische und physische Wohlbefinden wahr, fällt es natürlich viel leichter, dran zu bleiben und Yoga zu einem festen Bestandteil des Alltags zu machen.
Wichtig dafür ist auch das persönliche »Commitment«, was übersetzt so viel heißt wie »Verpflichtung« oder »Bindung«: Leg einen und oder mehrere Termine in der Woche fest und reserviere diesen bewusst für dich und deine Yogapraxis! Es kann eine spannende Erfahrung sein, wenn du beginnst, das Leben um die Yogastunde herum zu arrangieren – und nicht umgekehrt.
BIO: Du hast schon viele Yogakurse und -stunden gegeben und praktizierst selbst schon seit 22 Jahren Yoga. Welche ist deine liebste Übung? Könntest du sie unseren Leser*innen kurz erklären?
Petra Brünagel: Oh, das ist wirklich schwer zu beantworten. Ich liebe wirklich viele Asanas – die Yogahaltungen entfalten ihre Wirkung durch die Abfolge, in der man sie praktiziert. Bei vielen Asanas ist es sogar sehr wichtig im Anschluss eine ausgleichende Haltung einzunehmen, auch um den Körper zu schonen und sich nicht zu verletzen.
Ich möchte den Leserinnen und Lesern hier trotzdem gerne eine Übung vorstellen, die ich sehr schätze. Sie heißt Apanasana und man braucht dafür nicht mal eine Yogamatte.
Und so geht’s:
- Lege Dich auf den Rücken, stelle die Beine auf und ziehe sie dann beide Richtung Bauch (Übungsbild 1).
- Lege die rechte Hand über das rechte Knie und die linke Hand über das linke Knie. Bleibe so einen Moment liegen und nehme den Rhythmus deines Atems bewusst wahr.
- Beim nächsten Einatmen bewege deine Beine nach vorne, so weit weg vom Körper bis deine Arme gestreckt sind (Übungsbild 2). Beim Ausatmen, ziehe die Beine wieder Richtung Bauch. Die Hände liegen dabei die ganze Zeit auf den Knien.
- Wiederhole diese Bewegung einige Male in deinem Atemrythmus.
- Tipp: Wenn es sich für dich noch ungewohnt anfühlt, deinen Atem zu beobachten, pausiere die Bewegung zwischendurch und lass den Atem ganz frei fließen.
- Beende die Bewegung, indem du die Füße auf den Boden stellst, anschließend kannst du die Beine ganz nach vorne ausgleiten lassen, wenn du willst. Spüre nach, wie du dich jetzt fühlst und wie du atmest.
Übungsbild 1 : Übungsbild 2:
BIO wünscht viel Spaß bei der Yogapraxis! Namaste.
Das Interview führte Anni Reeh.
Fotos: Laura Denke
Petra Brünagel » praktiziert selbst schon seit 22 Jahren leidenschaftlich Yoga. Als Hatha-Yogalehrerin nach BDY (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V.) und Meditationslehrerin in München liegt es ihr am Herzen, ihre Erfahrungen zu teilen und Menschen für die jahrtausendealte Praxis zu begeistern.