Schneeschuhwandern für Anfänger*innen
Wenn die Flocken vom Himmel fallen und sich wie ein weißes Tuch über die Landschaft legen, ist die Zeit gekommen, sich Schneeschuhe unterzuschnallen und bei klarer Luft die Natur zu entdecken. Claudia Reshöft weiß, worauf es bei diesem gesunden Sport ankommt.
16.11.2022
In diesem Artikel erfahren Sie:
- für wen das Wandern mit Schneeschuhen geeignet ist
- warum Schneeschuhwandern so gesund ist
- wie Schneeschuhwandern funktioniert
- welche Ausrüstung beim Schneeschuhwandern benötigt wird
- welche Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden sollten
Schneeschuhwandern, auch Trappern oder Nordic Snowshoeing genannt, ist die Slow-Variante unter den Wintersportarten. Hier sind weder Schnelligkeit wie beim Abfahrtslauf, noch akrobatische Wendigkeit wie beim Snowboarden oder Topform wie beim Skilanglauf gefragt. Beim Schneeschuhwandern steht vielmehr Entschleunigung an erster Stelle. Es ist für Jung und Alt ohne jedes Training nach einer kurzen Einführung machbar. Die Technik ist rasch zu erlernen und auch die Ausstattung ist sehr erschwinglich. Nordic-Walking-Anhänger*innen wird diese Form der Fortbewegung bekannt vorkommen, da sie – neben den speziellen Schuhen – wie bei dem beliebten Breitensport mithilfe von Stöcken durchgeführt wird.
Und auch in puncto Nachhaltigkeit ist das Schneeschuhwandern zu empfehlen: Da weder Pisten noch Loipen dafür präpariert werden müssen, handelt es sich um die umweltschonendste Wintersportart überhaupt.
Für wen ist das Schneeschuhwandern geeignet?
Entspannte Wandertouren oder ambitioniertes Steigen, beides ist auf Schneeschuhen möglich. Die einzigen Voraussetzungen, die Sie mitbringen sollten, sind ein gewisses Maß an Beweglichkeit und Kondition, damit Sie auf der Tour nicht allzu rasch ermüden. Um Ihre Leistungsfähigkeit selbst besser einschätzen zu können, ist es sinnvoll, zunächst unter Anleitung oder mit einer Pulsuhr zu laufen, damit es nicht zu einer Überbelastung von Herz und Kreislauf kommt. Der Herzschlag sollte bei Anfänger*innen bei maximal 60 Prozent und bei Erfahrenen maximal 80 Prozent des Wertes 200 minus Alter betragen.
Wer ein wenig mehr Herausforderung braucht, wagt sich an alpine Schneeschuhtouren mit größeren Höhenunterschieden. Doch gerade dafür sollte man seine Kraftreserven realistisch einschätzen können, denn sie sollten in jedem Fall für den Hin- und Rückweg reichen. Die entsprechende Kondition für anspruchsvollere Exkursionen wird am besten schon Zuhause mit zwei Einheiten von jeweils 45 bis 60 Minuten pro Woche trainiert. Noch Ungeübte können sich auch im Schneegebiet selbst zunächst durch leichte Spaziergänge auf Winterwanderwegen in flachem Gelände vorbereiten und dann kontinuierlich die Wanderdauer sowie die Höhenmeter steigern.
Warum ist das Wandern mit Schneeschuhen so gesund?
Ob für Hobbysportler*innen, Senior*innen oder Familien – das Stapfen durch den weichen Schnee ist ein ganzheitliches Training für Körper, Geist und Seele, das keine sonderlich hohen Ansprüche an die Kondition stellt, aber gesund ist und gute Laune macht:
- Durch die Beanspruchung der Beinmuskelkraft und die Kreuzkoordination mit den Armen ist der ganze Körper im Einsatz. Und das wirkt wie ein regelrechter Booster auf Herz, Kreislauf und das Immunsystem.
- Die durch die Bewegung an der klaren Luft intensivierte Atemfrequenz erhöht zudem den Grundumsatz von Sauerstoff sowie die Produktion der roten Blutkörperchen, die unsere Zellen versorgen.
- Außerdem profitiert der Körper von der Höhensonne: Die UVB-Strahlung regt die Bildung von Vitamin D an, so wird die Aufnahme von Kalzium gefördert, das nicht nur die Knochen stärkt, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, der Muskelfunktion, dem Herzrhythmus und wichtigen Stoffwechselvorgängen spielt.
- Nicht zuletzt wirken sich das Tageslicht und die Naturerfahrung positiv auf die Psyche aus.
Wie funktioniert das Schneeschuhwandern?
Die Schneeschuhe können anfangs noch als ein wenig sperrig empfunden werden, es dauert eine Weile, bis man sich an sie gewöhnt. Daher starten noch Übende am besten mit einer von Expert*innen geführten, halbtägigen Tour. Die richtige Technik ist jedoch schnell erlernt und wer im Nordic Walking erfahren ist, findet noch schneller zu fließenden Bewegungen. Und so geht's:
- Sobald die Schneeschuhe fest am Fuß sitzen, stellen Sie sich etwas breiter als gewohnt hin und machen Sie den ersten Schritt. Auch wenn die »vergrößerten Füße« zu weit ausholenden Schritten verführen, bleiben Sie bei kleineren Bewegungen.
- Das linke Bein und der rechte Arm schwingen gleichzeitig nach vorne und umgekehrt.
- Taucht im Gelände eine steilere Anhöhe auf, steigen Sie sie in einer leichten Grätsche nach oben.
- Beim Hinuntergehen werden die Stöcke zum eventuell erforderlichen Abstützen vor den Körper gehalten, dann gehen Sie leicht in die Knie und lehnen Sie sich etwas nach hinten, um so in langen Schritten den Hang hinab zu gleiten.
- Sobald Sie Ihren persönlichen Rhythmus gefunden haben, können Sie sich voll und ganz auf die Landschaft konzentrieren und genießen.
Welche Ausrüstung wird fürs Schneeschuhwandern benötigt?
Wenn Sie sich für einen Urlaub in einer Winterregion entschieden haben, brauchen Sie nur noch die richtige Ausrüstung. Im Folgenden erfahren Sie, was auf keinen Fall fehlen darf, damit das Sporterlebnis zum Erfolg wird.
Diese Ausrüstung gehört ins Reisegepäck:
- Wasserabweisende hohe Wanderschuhe oder -stiefel
- Warme wind- und wasserabweisende Hose (z.B. Softshell oder Skihose)
- Atmungsaktive Unterwäsche
- Warme dichte Winterjacke
- Handschuhe
- Mütze oder Stirnband
- Sonnenbrille
- Sonnenschutz für Haut und Lippen
Das können Sie auch vor Ort organisieren:
- Passende Schneeschuhe zum Laufen
- Wasserabweisende Stulpen oder Gamaschen, die vor dem Eindringen des Schnees in die Stiefel schützen
- Skistöcke mit großen Tellern, die beim Abstützen ein Einsinken im Schnee verhindern und zugleich für eine bessere Balance sorgen
Den passenden Schneeschuh wählen
Besonders bequem und gelenkschonend läuft es sich, wenn die Eignung der Schneeschuhe auf die verschiedenen Geländetypen abgestimmt ist:
- Fürs Flachland: Sie unternehmen vorwiegend leichte Schneetouren im mäßig steilen Gelände, die technisch und konditionell keine hohen Ansprüche stellen? Dann geben etwas breitere Schneeschuhe mit Alurahmen aufgrund der größeren Fläche einen besseren Auftrieb. Sie zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht aus und sorgen für eine besonders hohe Gleitfähigkeit für ein leichtes und rasches Fortkommen
- Am Berg: Für mittelschwere Touren, auf denen man im Mittelgebirge oder alpinen Gelände seine Kondition trainieren kann, eignen sich Kunststoffschuhe. Die extrem kältebeständigen Kunststoffschuhe sind meistens mit Spikes oder Harscheisen versehen. Oft finden sich auch scharfe Zacken an der Bindung, um einen forcierten Aufstieg an steilen Passagen ohne ein Abrutschen zu ermöglichen und die Wadenmuskulatur zu entlasten.
Bei einer Kaufentscheidung ist zudem auf die empfohlenen Gewichtsklassen zu achten, die auf das jeweilige Körpergewicht, zuzüglich etwaigen Gepäcks wie einem Rucksack, abgestimmt sind. Zudem gibt es spezielle Modelle für Damen und Herren. Frauen sind mit einem kräfteschonenden schmaleren und kürzeren Modell gut bedient, bei dem auch die Bindung der Anatomie angepasst ist. Ein wichtiges Kriterium beim Anprobieren: Die Bindung sollte so beschaffen sein, dass der Fuß nicht von der Ferse bis zum Zeh auf dem Brett fixiert ist, sondern beweglich bleibt und der Fuß beim Gehen geschmeidig abrollen kann.
Die richtige Ausrüstung: Kaufen oder Ausleihen?
Wer zuerst einmal ausprobieren möchte, ob das Outdoorvergnügen überhaupt gefällt und Spaß macht, kann bei den lokalen Wintersportausrüstern oder speziellen Verleihern vor Ort universell einsetzbare Schuhe und Stöcke mieten. Bei einer Leihgebühr von zehn bis 20 Euro pro Tag, je nach Region und Geschäft, kann sich auch ein Kauf der relativ preiswerten Ausstattung lohnen. Die Kosten belaufen sich je nach Marke, Material und Modell auf 100 bis 250 Euro.
Zwar gibt es zahlreiche Modelle, die über gute bis sehr gute Allround-Eigenschaften verfügen und praktisch in jedem Gelände unkompliziert und zuverlässig eingesetzt werden können. Wer aber nach der ersten Tour das Schneeschuhwandern als neues Hobby für sich entdeckt, dem sei eine eigene Ausrüstung empfohlen: Hier lohnt es sich, etwas mehr Geld zu investieren.
Welche Sicherheitsvorkehrungen sollten beachtet werden?
Schneeschuhwandern ist eine wunderbare Möglichkeit, um sich in Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur zu bewegen. Doch bei allem Zauber, der über der Winterlandschaft zu liegen scheint, gilt es ein paar Dinge zu berücksichtigen und mit dem richtigen Gepäck für Sicherheit zu sorgen:
5 Tipps für sicheres Schneeschuhwandern:
- Wenn Sie sich ohne Guide aufmachen, wandern Sie am besten nie allein los, besser mindestens zu zweit.
- Planen Sie ausreichend Einkehrmöglichkeiten in Hütten ein. Bedenken Sie, dass die Tage im Winter recht kurz sind und die Dunkelheit früh einbricht.
- Schätzen Sie den Zeitbedarf für Pausen realistisch ein und kalkulieren Sie auch mit Reserven, so kann beispielsweise ein schwierigerer Abstieg länger als der Aufstieg dauern.
- Das Wetter kann sich am Berg mitunter schlagartig ändern. Planen Sie Ihre Tour also unbedingt unter Berücksichtigung der herrschenden und zu erwartenden Wetterbedingungen. Behalten Sie Nebel und fallenden Neuschnee im Blick und beachten Sie die Lawinenwarnstufen. Eine Übersicht über die Lawinenwarndienste für Urlaubsziele im Alpenraum liefert der Service des Deutschen Alpenvereins (DAV) ».
- Sollten Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in eine Notsituation geraten, kontaktieren Sie den internationalen Notruf unter 112. Der DAV veröffentlicht auf seiner Internetseite zusätzlich einen Überblick mit Notrufnummern », über die die Bergrettung in europäischen Ländern direkt erreichbar ist.
Das gehört für Ihre Sicherheit in den Rucksack:
- Orientierungskarte für das Gelände
- Proviant und Thermobehälter mit Heißgetränk
- Isomatte oder Sitzkissen als Unterlage
- vollständig geladenes Handy für Notfälle
In alpinem Gelände zusätzlich
- Lawinen-Verschütteten-Such-Gerät
- Lawinenschaufel
- Lawinen-Sonde
- Notfallset und Rettungsdecke
BIO wünscht Ihnen viel Spaß beim Schneeschuhwandern!
Text: Claudia Reshöft
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (cf)
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