Hilfe bei Reflux und Sodbrennen: von Bitterstoffen über Heilerde bis Tee
In der sechsten Folge unserer Serie »Die Welt der Alternativ-Therapien« erklärt Ihnen Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, welche naturheilkundlichen Therapien bei Reflux und Sodbrennen helfen und wie diese durch die richtige Ernährung und ausreichend Bewegung unterstützt werden können.
23.04.2024
In diesem Beitrag erfahren Sie,
- welche Symptome und Ursachen es für Reflux gibt
- welche Therapien helfen können
- wie die Naturheilkunde bei Reflux hilft
Refluxkrankheit: Symptome und Ursachen
Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung leiden häufiger unter saurem Aufstoßen, etwa 10 Prozent unter krankhaftem Reflux. Dessen häufigstes Symptom ist Sodbrennen, oftmals kann er aber auch Aufstoßen, Völlegefühl, Übelkeit, Brennen in der Brustkorbregion, Hustenreiz oder einen schlechten Geschmack im Mund verursachen.
Ursächlich handelt es sich beim Reflux um den Rückfluss der sauren Magensäfte in die Speiseröhre. Funktioniert er, wie er soll, unterbindet der untere Schließmuskel der Speiseröhre am Übergang zum Magen einen solchen Rückfluss. Wird dieser Schließmechanismus überfordert oder gestört, kommt es zur Refluxkrankheit. Es sind vor allem der Lebensstil und weitere Risikofaktoren, die die Refluxkrankheit verursachen:
- Alkohol
- Rauchen
- Übergewicht
- zu üppiges Essen (vor allem abends)
- Kaffee
- Stress
- höheres Lebensalter
Therapie durch Lebensstil, Bewegung und Ernährung
Die Möglichkeiten, das Sodbrennen zu beeinflussen und zu therapieren, zielen darauf ab, den Druck im Bauchraum zu vermindern, die Magenmuskulatur zu entkrampfen und die funktionell richtige Vorwärtsbewegung der gegessenen Speisen zu unterstützen. Bevor Sie chemische Medikamente einnehmen und/oder eine Magenspiegelung durchführen lassen, sollten Sie die Chance ergreifen, Ihren Lebensstil und Ihre Ernährung zu ändern:
- Weglassen oder deutliches Reduzieren von Alkohol
- Rauchstopp
- mit etwas erhöhtem Oberkörper schlafen
- regelmäßige Bewegung
- nicht zu deftig und spät zu Abend essen
- eine leichte und vegetarisch betonte Küche
- Verzehr von ballaststoffreichem, leicht verdaulichem Gemüse
- nicht in stressigen Situationen essen
- Speisen lange und bewusst kauen
- Heilfasten mit Reis- und Haferschleim
- Intervallfasten
Therapie durch Naturheilkunde
Es gibt einige Mittel der Naturheilkunde, die bei der Refluxkrankheit hilfreich sind:
Heilerde
Am bekanntesten dürfte die Heilerde sein, die in Form von Kapseln oder eingerührt in ein Wasserglas zwischen den Mahlzeiten eingenommen wird. Heilerde besteht aus fein gemahlenem Löß und kann durch ihre hohe Absorptionsfähigkeit die Magensäure neutralisieren. Zur Regulierung der Magensäure helfen darüber hinaus Leinsamenschleim und Haferschleim.
Bitterstoffe
Ein weiteres Naturheilmittel gegen Reflux sind Bittertropfen beziehungsweise Pflanzenextrakte mit Bitterstoffen, zum Beispiel aus der bitteren Schleifenblume, dem Wermut, Enzian oder Tausendgüldenkraut. Diese nehmen Betroffene in Tropfenform kurz vor dem Essen ein. Die Bitterstoffe verstärken die Vorwärtsbewegung der muskulären Magen-Darm-Bewegungen. Zudem beschleunigen sie die Sättigung, sodass insgesamt weniger bei einer Mahlzeit gegessen wird.
Teetherapie
Auch die Teetherapie kann Reflux-Beschwerden wie Sodbrennen oder Übelkeit lindern. Zu empfehlen sind Kamillen- und Fencheltee sowie Teezubereitungen mit Fenchel, Anis und Kümmel. Außerdem natürlich Tees mit Bitterstoffen wie Wermut und Tausendgüldenkraut. Wohlschmeckend und leicht entzündungshemmend ist Melissentee.
Text: Prof. Dr. med. Andreas Michalsen
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (mh)
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen » ist Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Ernährungsmedizin, das Heilfasten und die Mind Body-Medizin. Diese Kolumne schreibt er im Wechsel mit Dr. Isabel Bloss », Ärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilmedizin, Anthroposophische Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin.
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