So gestalten Sie Ihren Balkon insektenfreundlich
Keinen eigenen Garten, aber dafür einen Balkon? Auch mit wenig Platz können Sie Insekten Nahrung und Lebensraum anbieten. BIO erklärt Ihnen, worauf es ankommt.
15.05.2023
In diesem Beitrag erfahren Sie
- wie Sie auf jedem Balkon eine Wildblumenwiese schaffen
- welche Pflanzen sich für einen Südbalkon eignen
- was es bei Ost- und Westbalkonen zu beachten gibt
- was auf schattigen Nordbalkonen wächst
- was sich als Versteck für Insekten auf dem Balkon anbietet
- wie Sie ein Insektenhotel selbst bauen
- wie Sie Wasserstellen für Insekten schaffen können
So wird Ihr Balkon zum Insektenparadies
Sie möchten Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten auf Ihren Balkon einladen? Dann sollten Sie zu allererst Nahrung für die summenden und fliegenden Besucher bereit halten.
Die Mini-Wiese im Blumenkübel
Wenn Sie die Insektenvielfalt auf Ihrem Balkon fördern möchten, empfiehlt es sich vor allem, möglichst viele verschiedene Wildblumen und Stauden mit offenen BluÌten auf Ihrem Balkon anzupflanzen. Eine ausführliche Liste finden Sie in unserem Beitrag »Pflanzen und Blumen für Insekten«. Mit einer einjährigen Wildblumenmischung können Sie ganz einfach jeden Blumentopf oder -kübel in eine Schlemmermahlzeit für Insekten verwandeln. Generell gilt, dass von März bis Oktober immer etwas auf Ihrem Balkon blühen sollte, um die Kleintiere mit genug Nektar und Pollen zu versorgen.
Aber auch bluÌhende Kräuter und GemuÌse ziehen Insekten an. Mit Dill und Fenchel können Sie mit etwas GluÌck Schwalbenschwänze anlocken, Lavendel und Kohl gefallen den Kohlweißlingen. Bevor Sie allerdings wild mit dem begrünen Ihres Balkons anfangen, gilt es die Ausgangsvorraussetzungen Ihres Balkons zu klären.
1. Der Südbalkon
Je nach Himmelsrichtung erhält Ihr Balkon unterschiedlich viel Sonne. Auf Südbalkonen herrscht Sonne pur. Etwa sechs bis acht Stunden täglich werden Pflanzen auf Südbalkonen beschienen – man spricht hier von einem vollsonnigen Standort. Achten Sie also darauf, dass Sie Pflanzen wählen, die dies aushalten und gießen Sie regelmäßig. Ein gut befestigtes Sonnensegel kann als Schattenspender dienen. Auch Gehölze in Hochbeeten sorgen für mehr Schatten und halten zudem noch Wind ab.
Das wächst hier u.a.:
- Chili
- Paprika
- Tomaten
- Zucchini
- Beeren: Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren
- Wein
- Kräuter: Basilikum, Brennnessel, Dill, Frauenmantel », GewuÌrzfenchel, Giersch, Gundermann, Kapuzinerkresse, Kamille, Lavendel, Oregano, Petersilie, Rosmarin, Salbei, Schafgarbe, Spitzwegerich, Thymian, Zitronenmelisse
2. Der Ost- und Westbalkon
Hier scheint die Sonne etwa vier bis sechs Stunden täglich. Solche Standorte gelten als halbschattig und sind für die meisten Pflanzen ideal, da sie nicht die Hitze der Mittagssonne aushalten müssen.
Wer einen Westbalkon hat, muss dennoch mit mehr Wärme rechnen, denn die Sonnenenergie ist ab der Mittagszeit höher als am Vormittag. Hier empfiehlt sich, wie beim Südbalkon, durch ein Sonnensegel, Markisen oder Sonnenschirme für Schatten zu sorgen. Westbalkone sind allerdings auch anfälliger für schlechtes Wetter, da dieses meist aus Richtung Westen kommt. Die Pflanzen, die hier wachsen, sollten deswegen Wind gut aushalten können und vor Staunässe gut geschuÌtzt sein.
Zum Schluss aber noch eine gute Nachricht: Sofern Ihr Balkon nicht durch hohe Bäume verschattet wird, lassen sich alle Gehölze, Beeren-, Obst-, GemuÌse- und Blumenarten gut anbauen. Besonders gut gedeien hier Kräuter, da sie zwar viel Licht benötigen, aber keine heiße Mittagssonne mögen.
3. Der Nordbalkon
Wer einen Balkon mit Nordausrichtung sein eigen nennen kann, hat einen schattigen Standort für die Bepflanzung zur Verfügung. Hier scheint die Sonne weniger als vier Stunden pro Tag. Während heißen Sommern kann dies tatsächlich von Vorteil sein: Die Balkone sind weitaus kühler und Pflanzen auf Nordbalkonen müssen weniger gegossen werden, da die Verdunstung niedriger ausfällt.
Das wächst hier u.a.:
- Salate
- Mangold
- Knoblauch
- Spinat
- Kräuter: Schnittlauch, Petersilie, Pimpinelle, Dill, Kerbel, KuÌmmel, Estragon, Bärlauch, Kapuzinerkresse, Pfefferminze.
- Wildpflanzen: Brennnessel, Löwenzahn, Guter Heinrich
Verstecke und Nisthilfen für Insekten
Auch auf dem kleinsten Balkon lassen sich Verstecke und Nisthilfen ideal in einer Ecke oder an der Wand einrichten. Hierfür nutzen kann man:
- Bienensteine
- Hartholz
- Bambus oder Schilfrohr
- abgestorbene Pflanzenstängel zum Überwintern
Auch ein Insektenhotel lässt sich sehr gut auf dem Balkon unterbringen.
Insektenhotel selbst bauen
Ein Insektenhotel sollte eine gewisse Größe haben, fest stehen und vor der Witterung einigermaßen geschuÌtzt sein, am besten durch ein uÌberkragendes Dach. Die Öffnungen sollten möglichst nicht zur Wetterseite zeigen. Die wichtigste Struktur sind Niströhren, zum Beispiel waagerechte Halme, dicht gepackt, sodass sie nicht verrutschen können, sowie Bohrlöcher in Holz.
Das gilt es zu beachten:
- Löcher in die Längsseite bohren, um Pilze und Bakterien zu vermeiden, die sich in aufgerissenen Löchern gerne breit machen
- dichtes, gleichmäßiges Laubholz statt bohrendes Nadelholz verwenden
- Halme mit Drahtgitter vor Vögeln sichern
- auch senkrechte Halme anbieten
Und so geht's:
- Schilfrohrstängel oder Ähnliches sammeln und auf eine Länge kürzen.
- Die Stängel buÌndeln und eng in eine saubere Dose stecken.
- Die Dose fest in ein kleines Holzkästchen einbauen.
- Um die Hotelbewohner vor Vögeln zu schützen, muss das Kästchen noch mit einem engen Hasendraht (Durchmesser max. 1,5 – 2 cm) versehen werden. Dazu zwischen den nach vorne offenen Stängeln und dem Draht einen Abstand von ca. 5 cm einhalten.
- Bringen Sie Ihr Dosenhotel an der SuÌdwand Ihres Balkons hoch uÌber Ihren Pflanzen an und warten Sie auf den Einzug der neuen Bewohner!
Weitere Infos finden Sie auf bienenretter.de/wildbienenhotel » oder wildbiene.org/wildbienenhotel ».
Wasserstellen für durstige Insekten
Auch Insekten haben Durst und benötigen Wasser. Ein Pflanzentopf-Untersetzer oder ein tiefer Teller eignen sich hierfür. Achtung: Diesen unbedingt mit Steinen oder Murmeln füllen, damit die Insekten sich festhalten können und nicht ertrinken. Außerdem gilt: regelmäßig frisch auffüllen und reinigen.
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Ulrike Windsperger
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176 Seiten, 20 Euro
Text: Onlineredaktion (jf & ar)
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