Räuchern mit heimischen Kräutern
Die Praktik des Räucherns kann eine besondere Atmosphäre schaffen und gesundheitlich sogar richtig gut tun. Die Wildkräuter-Expertin Gerda Holzmann zeigt, welche Gewächse zum Räuchern geeignet sind und erklärt, wie sich diese in ihrer Wirkung unterscheiden.
01.09.2020
© Universitätsbibliothek Wien
Räuchern mit heimischen Kräutern
Für mich ist das Räuchern eine Wohltat. Während ich die Räucherschale vorbereite, die Räucherkohle anzünde und mir die Kräuter aussuche, werde ich immer ruhiger. Sobald duftender Rauch von der Schale aufsteigt, fühle ich mich entspannt und geerdet. Die kulturelle Praktik des Räucherns fasziniert die Menschheit schon seit Tausenden von Jahren. Es wird angenommen, dass Menschen seit der Steinzeit das Räuchern als reinigendes, spirituelles und heilendes Ritual praktizieren. Jede Kultur rund um den Globus hat eine eigene Räuchertradition entwickelt, häufig als spirituelle Zeremonie. Doch das Räuchern hatte auch einen praktischen Nutzen: Manche Kulturen verwendeten Rauch zum Aromatisieren von Haaren oder Kleidung. Des Weiteren wurden Schädlinge durch Räucherungen bekämpft, Lebensmittel haltbar gemacht oder Krankenzimmer und Ställe ausgeräuchert, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.
Räuchern schafft eine gesunde Atmosphäre zu Hause
Räuchern mit Kräutern reinigt die Raumenergie. Beim Verräuchern von sehr aromatischen Kräutern werden auch in der Luft befindliche Bakterien abgetötet. Das Ausräuchern von Wohnräumen hat also eine umfangreiche positive Wirkung auf das Raumklima und die Luftqualität.
Geheimwaffe für Sensibelchen
Sie fühlen sich angespannt und gereizt, wissen aber nicht warum? Sie haben manchmal das Gefühl, sehr empfänglich für die Emotionen anderer Menschen zu sein? In solchen Situationen kann Räuchern auch auf emotionaler und geistiger Ebene entspannend und klärend wirken. Unser Geruchssinn ist eng mit unserem Gefühlsapparat im Gehirn verbunden, dem limbischen System. Es ist beteiligt an der Verarbeitung von Gefühlen, der Steuerung von Trieben und an Lernprozessen. So können auch Düfte Gefühle hervorrufen, uns entspannen oder unsere Konzentration schärfen.
Das brauchen Sie zum Räuchern:
• ein feuerfestes Gefäß, gefüllt mit Sand oder Steinen
• Räucherkohle oder glühende Kohle aus dem Ofen
• etwas zum Fächern, zum Beispiel eine Feder
• Räucherwerk
Duftendes Sinneserlebnis im Wohnraum
• Zünden Sie die Kohle an und warten Sie, bis sie ganz durchgeglüht ist und weiß glüht.
• Legen Sie das Räucherwerk auf die Kohle.
• Lenken Sie Ihre Gedanken auf Gefühle, die Sie mit der Räucherung erzeugen oder stärken wollen.
Möchten Sie Ihren Wohnraum ausräuchern, beginnen Sie mit Räumen auf der untersten Ebene, also im Keller oder Erdgeschoß, und räuchern Stock für Stock nach oben. Die letzte Station sollte der Dachboden sein. Hat die Wohnung nur eine Ebene, beginnen Sie bei der Eingangstür.
Traditionsgemäß wandert man jeden Raum im Kreis ab. Bezüglich der Richtung lasse ich mich von meinem Gespür leiten. Meist gehe ich jedoch im Uhrzeigersinn. An manchen Stellen bleibe ich etwas länger mit der Räucherschale, an anderen Stellen wiederum gehe ich zügig vorbei. Lassen Sie sich von Ihrer Intuition leiten! Wichtig ist, dass jede kleine Nische auch mit Rauch erfüllt wird. Nachdem der Wohnraum von duftendem Rauch erfüllt ist, öffnen Sie die Fenster und lüften Sie gut.
© Sonnentor
Vier heimische Räucherkräuter mit besonderen Kräften
Bei jeder Gelegenheit: Salbei
Der Salbei war früher ein hoch verehrtes Kraut, das gegen viele Beschwerden eingesetzt wurde. Mit Salbei räuchert man, wenn man sich selbst oder Räume von störenden Energien befreien möchte. Er schärft den Geist, macht klar. Er ist ein Universalräucherkraut, das bei jeder Gelegenheit gut passt.
Wer es besonders kräftig mag: Wacholder
Den größten Respekt hatten die Menschen früher vor dem Wacholder. Man schätzte seine desinfizierenden Eigenschaften und verehrte ihn als Ahnenbaum. Zum Räuchern – zum Beispiel in Krankenzimmern – verwendete man Holz, Harz und Triebspitzen des Wacholders. Heute nimmt man eher die Beeren.
Süßer Schutzmantel: Fenchel
Die Samen des Fenchels verströmen beim Räuchern einen angenehmen süßlichen Duft. Er wärmt, tröstet und schenkt Geborgenheit. Fenchel hat beim Räuchern eine schützende und reinigende Wirkung, früher wurden als verhext geglaubte Menschen und Tiere mit Fenchel beräuchert. Er vertreibt böse Geister und hält sie fern, so glaubte man.
Reinigende Räuchermischung selber machen
4 TL Salbeiblätter
2 TL Wacholderbeeren
2 TL Fenchelkörner
Alle Zutaten vermischen und mit einem Mörser oder einer Mühle zerkleinern. Dann in ein Glasgefäß füllen und luftdicht verschließen. Diese Mischung teelöffelweise auf die glühende Kohle legen.
Gerda Holzmann » ist Biologin, diplomierte Energetikerin und zertifizierter Wildkräuterguide. Sie arbeitet als Kräuter- und Sensorikexpertin beim Bio-Kräuterspezialisten Sonnentor. Außerdem ist sie Autorin des Buches »Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten«.