Schaffen wir 30 Tage vegan?
Für die BIO-Challenge haben Christine Fischer und Anni Reeh vom BIO-Team den Versuch gewagt, 30 Tage auf tierische Produkte zu verzichten. Wie es ihnen ergangen ist, lesen Sie hier.
06.02.2023
Im Januar haben wir uns – Anni und Christine – gemeinsam mit vielen Leserinnen und Lesern der ersten Challenge in diesem Jahr gestellt: 30 Tage pflanzlich ernähren. In dieser Zeit haben wir nicht nur auf Fleisch und Fisch verzichtet, sondern auch auf alle anderen tierischen Produkte wie Milch, Käse oder Eier. Wie es uns ergangen ist, lesen Sie hier.
»Mit der BIO-Challenge wollte ich auf den veganen Reset-Knopf drücken«
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
zu Beginn muss ich direkt ein Geständnis ablegen: Eigentlich ernähre ich mich bereits seit Herbst 2017 vegan. Sie fragen sich jetzt sicher: Was soll das denn?! Worin liegt dann die Herausforderung? Tja, und hier kommt direkt das zweite Geständnis: Das klappt mal mehr, mal weniger gut.
Es gibt Phasen, da ernähre ich mich zu 100 Prozent pflanzlich. Und dann gibt es Zeiten, in denen es sich eher um 60 bis 90 Prozent handelt. Da wäre zum Beispiel der Italienurlaub, der mich mit seinem cremigen Pistazieneis aus Milch und echt italienischer Pizza mit Käse aus Kuhmilch schwach werden lässt. Oder die Familienfeier, bei der ich vor der Wahl stehe: Verzichte ich und trinke nur meinen Kaffee oder esse ich ein Stück des nicht veganen Kuchens? Ist die Ausnahme einmal gemacht, fällt die nächste umso leichter – so meine Beobachtung. Zufrieden bin ich dann allerdings oft nicht mit mir. Das liegt zum einen daran, dass ich mich zuallererst aus ethischen Gründen für eine pflanzliche Ernährung entschieden habe, zum anderen, dass sich nicht jede Ausnahme geschmacklich »lohnt«, sprich: So lecker ist der nicht vegane Kuchen dann leider meist doch nicht.
Mit der BIO-Challenge wollte ich auf den veganen Reset-Knopf drücken: Alles auf Anfang! Ich war neugierig, wie schwer es mir fallen würde, im Alltag wieder standhaft zu bleiben. Die größte Herausforderung wartete direkt in meiner ersten Arbeitswoche auf mich, als ein Kollege selbst gebackene Zimtschnecken zur Arbeit mitbrachte. Sie merken schon, Gebäck und Süßes sind ein großes Thema bei mir. Ich bin ganz ehrlich: Ohne die Challenge hätte ich sicherlich nicht nur eine Zimtschnecke gegessen. Ich blieb stark, trotz des himmlisch-zimtigen Geruchs. Das Erstaunliche für mich war, dass es bei dieser einen ernsthaften Versuchung blieb. Ich koche sehr gerne und abwechslungsreich und habe Freund*innen, die sehr rücksichtsvoll mit meiner Ernährungsart umgehen. Zu einem Filmabend brachte eine Freundin vier Snacks mit – salzig, süß, sauer, alle vegan. Auch wenn die Challenge für mich sicherlich etwas einfacher war als für Neu-Veganer*innen, bin ich trotzdem ein bisschen stolz, dass ich den Monat komplett vegan geschafft habe.
Mein Fazit nach diesem Monat: Es war schön zu sehen, dass ich meinen Idealen treu geblieben bin. Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, dass es eigentlich nur wirklich wenige Verlockungen in meinem Alltag gibt, die mich in Versuchung führen, und dass ich mit oft sehr strengem Blick mein eigenes Handeln betrachte. Am Ende des Tages, so meine Erkenntnis, muss ich mich damit gut fühlen, was ich esse. So, und nun entschuldigen Sie mich. Es gibt endlich vegane Krapfen in der Bäckerei – die muss ich natürlich probieren.
– Anni
»Im Alltag möchte ich weiterhin auf tierische Lebensmittel verzichten«
Als ich mich entschied, tierische Lebensmittel im Januar komplett von meinem Speiseplan zu streichen, dachte ich: »Das wird für mich gar kein Problem, ich ernähre mich sowieso schon seit Jahren vegetarisch.« Nach wenigen Tagen wurde mir jedoch bewusst, dass ich vor der BIO-Challenge doch noch mehr Käse und Eier gegessen habe, als ich es mir eingestehen wollte – gerade an Tagen, an denen ich nicht frisch kochen konnte, sondern mir für das Mittagessen mal eben was auf die Hand geholt habe. Eine kleine Umstellung war es also schon. Zwar gewöhnte ich mich schnell daran, meine Mahlzeiten besser zu planen, aber manchmal stört es mich, dass das Thema Essen dadurch einen größeren Raum einnimmt und mehr Zeit frisst. Andererseits habe ich dadurch aber viele neue Rezepte ausprobiert und ernähre mich jetzt abwechslungsreicher und gesünder.
Anders als bei meinem Einstieg in eine vegetarische Ernährungsweise vor über vier Jahren habe ich bisher keine körperlichen Veränderungen festgestellt. Ich fühle mich nach den 30 Tagen nicht vitaler, schöner und leistungsfähiger. Obwohl ich denke, dass eine vegane Ernährung auf Dauer auch gesundheitliche Vorteile hat, ist das nicht meine primäre Motivation. Vielmehr fühlt es sich richtig gut an, meinen kleinen Beitrag zu weniger Tierleid und mehr Umweltschutz zu leisten und so endlich mit meinen Werten im Einklang zu leben.
Im Alltag möchte ich deshalb weiterhin auf tierische Lebensmittel verzichten. Obwohl es das Wort »verzichten« nicht ganz trifft: Die kreativen Möglichkeiten der pflanzlichen Küche sind unerschöpflich und der Genuss kommt definitiv nicht zu kurz. Meinen geliebten Parmesan ersetze ich mittlerweile durch eine Mischung aus gemahlenen Cashewkernen und Hefeflocken und wenn mich mal die Lust auf etwas Deftiges überkommt, steht ein veganes Gulasch dem Original in nichts nach. Was mir tatsächlich noch schwer fällt: bei Restaurantbesuchen oder Einladungen von Familie und Freund*innen keine Ausnahmen zu machen. Wie genau ich damit in Zukunft umgehe, muss ich für mich noch herausfinden.
– Christine
Sie sind nun neugierig geworden und möchten probieren, sich 30 Tage vegan zu ernähren? Dann haben wir für Sie Tipps und Rezeptinspiration » zum Einstieg geammelt.
Text: Christine Fischer & Anni Reeh
Die BIO-Challenge 2023 – Sind Sie mit dabei?
Wir freuen uns, wenn Sie bei der BIO-Challenge 2023 dabei sind, und uns erzählen, wie es Ihnen ergeht. Vielleicht haben Sie Tipps, die Ihnen bei einer der Challenges geholfen haben, oder möchten uns eine Herausforderung vorschlagen? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an biomagazin@biomagazin.de ».