Bio-Lebensmittel

Warum Sie jetzt Bio kaufen sollten

Inflation, Krieg und Klimakrise wirken sich auch auf die Preise in unseren Supermärkten aus: Lebensmittel des täglichen Bedarfs werden immer teurer. Doch wer sparen möchte, muss nicht den Weg zum Discounter antreten. Warum die Bio-Lebensmittelbranche gerade krisenfest ist und wie Sie die ökologische Landwirtschaft unterstützen und gleichzeitig günstig einkaufen können, verraten wir Ihnen hier.

08.09.2022

Warum Sie jetzt Bio kaufen sollten | Bio-Landwirtschaft Lebensmittel Geld sparen

In diesem Beitrag erfahren Sie:

Was die Krise über die Lebensmittelindustrie offenbart

Die weltweiten Entwicklungen der vergangenen Monate machen deutlich, wie fragil unsere Lebensmittelversorgung ist: Wir sind extrem abhängig

  • von offenen Handelswegen
  • von günstiger und verfügbarer Energie
  • von Düngemitteln
  • von Verpackungsmaterialien
  • vom Klima

Wenn nur an einer Stelle etwas nicht stimmt – oder wie heute an mehreren –, haben die intensive industrielle Landwirtschaft und die daran angeschlossene Lebensmittelproduktion ein Problem. Markus Fadl vom Bio-Anbauverband Naturland » formuliert es so:

»In der aktuellen Krisensituation wird das Scheitern des agrarindustriellen Modells mit seiner Abhängigkeit von fossilen Energien und globalen Märkten offenbar.«

Öko gegen die Krise

Der Öko-Landbau hingegen erweise sich gerade jetzt als das deutlich widerstandsfähigere System, das langfristig tragfähige Lösungen bietet – für den Klimawandel, gegen das Artensterben und den Welthunger. Der Grund: »Öko-Landbau sorgt durch Humusaufbau für gesunde, fruchtbare Böden, die CO2 und Wasser speichern können«, sagt Fadl, »er schützt die Artenvielfalt und trägt so zur Erhaltung der Grundlagen unserer Ernährung bei.« Die ökologische Landwirtschaft ist schlicht besser darin, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Warum Bio gerade günstiger ist

Jemand kauft an einem Stand Gemüse.Der Herbst steht vor der Tür und viele Menschen machen sich Sorgen über die hohen Energiekosten und steigende Lebensmittelpreise. Wer nun, weil er sparen muss, einen Bogen um Bio-Lebensmittel macht, ist schlecht beraten: Zwischenzeitlich waren einige Bio-Lebensmittel sogar schon günstiger als ihre konventionellen Pendants, etwa Pflanzenöle oder auch einige Milchprodukte.

Der Bundesverband Naturkost Naturwaren » (BNN) geht davon aus, dass der Preisabstand zwischen konventionellen und ökologischen Produkten in den kommenden Wochen weiterhin schrumpfen wird.

BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel nennt dafür zwei Gründe:

  1. Die konventionellen Anbieter haben ihre Preise bereits während der Pandemie und noch einmal kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs teils ordentlich angehoben.
  2. Die Kosten für konventionelle Lebensmittel sind unter anderem auch deswegen so drastisch gestiegen, weil wiederum die Kosten für chemisch-synthetische Pestizide und künstliche Dünger extrem gestiegen sind.

Weil Pestizide und künstliche Dünger bei der Herstellung von Bio-Lebensmitteln nicht zum Einsatz kommen, ist Bio zumindest von diesen Preissteigerungen unabhängig. Für Verbraucher*innen lohnt sich also der Preisvergleich von konventionellen und Bio-Lebensmitteln.

7 Tipps für Bio mit kleinem Geldbeutel

Auch wenn die Preise für Bio-Lebensmittel gerade stabiler sind als die konventioneller Produkte, gibt es einige Tipps, mit denen Sie beim Einkauf im Bioladen noch den ein oder anderen Euro sparen können. Und auch nach der Krise sollte gelten: Mit einem schmalen Haushaltsbudget ist es möglich, sich gesund und umweltfreundlich zu ernähren.

1. Ganzjähriges und Saisonales bevorzugen

Ganzjährig verfügbare Gemüse sind auch in bester Bioqualität günstig zu bekommen. Dazu zählen: Karotten, Sellerie, Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl, Rote Bete, Champignons und Lauch.

Im Sommer und Herbst gilt das auch für Saisongemüse wie Zucchini, Tomaten oder Kürbis. Äpfel und Bananen gibt es rund ums Jahr, Orangen im Winter zu bescheidenem Preis.

Viele Gläser mit fermentierten Gemüse2. Haltbarkeit verlängern

Denken Sie an den Winter und machen Sie Ihre Lieblingsgemüse und -obstsorten haltbar, zum Beispiel durch Fermentieren. Wie Sie gesunde Konserven selbst herstellen und Gemüse fermentieren können, lesen Sie in BIO 4|20 ».

3. Möglichst viel selbst machen

Verarbeitete Lebensmittel können praktisch sein, doch wer sparen möchte, sollte möglichst viel selbst zubereiten. Das gilt für Nudelsaucen, Eintöpfe, Suppen, Salate, Kartoffelgerichte, Süßspeisen, Kuchen, Kekse und vieles andere. Auch Müsli kann man gut und günstig selbst mischen. Probieren Sie doch einmal unser Granola-Rezept » aus.

4. Weniger Fleisch essen

Bei Fleisch ist der Preisunterschied zwischen bio und konventionell am höchsten. Mit gutem Grund: Die Tiere leben länger, sie haben mehr Platz in komfortableren – teureren – Ställen, sie dürfen raus und bewegen sich. Entsprechend mehr Futter und Betreuung sind nötig.

Mit einer klugen Auswahl kann jede*r dennoch in den Genuss von Rind, Schwein oder Lamm kommen. Wer Biofleisch zu niedrigem Preis möchte, wird sich zwar teures Filet versagen und auf Schnitzel oder Steak verzichten müssen. Mit den weniger nachgefragten Teilen lässt sich aber auch eine Vielfalt köstlicher Speisen herstellen, zum Beispiel mit Ochsenbäckchen oder -schwanz.

Hühner auf einem Bauernhof5. Beim Erzeuger einkaufen

Direkt beim Bauern einzukaufen, spart meistens Geld, denn hier fallen die Zwischenhändler weg. Das geht nicht nur auf dem Land, sondern auch über Kooperationsprojekte wie Food-Koops oder Solidarische Landwirtschaft. Mehr zu dem Thema lesen Sie in BIO 5|21 ».

6. Vorräte anlegen

Auch wenn es erst einmal auf das aktuelle Budget schlägt, ist es meist preiswerter, größere Mengen zu kaufen: Das geht wunderbar bei Haferflocken, Mehl und anderen Grundnahrungsmitteln. Wer einen kühlen Keller oder eine Speisekammer hat, kann lagerfähiges Obst und Gemüse (Kartoffeln, Karotten, Äpfel, etc.) zur Erntezeit günstig einkaufen und für den Winter bevorraten. Aber Achtung: Das Einkaufen in größeren Mengen oder auf Vorrat spart nur dann Geld, wenn man am Ende wirklich alles verbraucht.

Frau füllt sich Lebensmittel im Umverpacktladen ab.7. Individuelle Mengen kaufen

Falls es am Monatsende doch einmal finanziell knapper wird, können Sie in Unverpacktläden, die es inzwischen in vielen Städten gibt, auch individuelle Mengen an Trockenware wie Reis, Nudeln oder Haferflocken sowie Kaffee, Tee oder Gewürzen abfüllen. So können Sie genau so viel kaufen, wie Sie benötigen und sich leisten können.

Am Ende gilt aber: Sich möglichst bio und nachhaltig zu ernähren, ist erstrebenswert, aber kein Grund, sich oder seine Familie verrückt zu machen. Setzen Sie nur das um, was Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt möglich ist und steigern Sie sich Schritt um Schritt mit der Zeit.

Bio ist die Zukunft

Ob direkt beim Bauern oder im Bio-Fachhandel: Für die gesamte Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft ist es auf lange Sicht nicht wichtig, wo die Öko-Produkte gekauft werden. Entscheidend ist, dass der Bio-Anteil weiterhin und vor allem auch rascher steigt.

Dabei könnte helfen, dass das Bio-Angebot gerade auch im konventionellen Einzelhandel wächst. Die veränderten Preise und die damit einhergehende Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln veranlassen den Einzelhandel dazu, weitere Bio-Eigenmarken auf den Markt zu bringen. Markus Fadl vom Bio-Verband Naturland bestätigt das: »Viele arbeiten aktiv am Ausbau ihrer Bio-Sortimente und wollen sich dabei vor allem über Qualität und höhere Standards definieren.« Und das sei auch gut so, betont er, »denn das Ziel der Bundesregierung von 30 Prozent Bio bis 2030 können wir nur dann gemeinsam erreichen, wenn auch 30 Prozent der Produkte bio sind«.

Text: Torsten Mertz & Rozsika Farkas
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (ar)

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