Putzen – nachhaltig und umweltfreundlich
Der alljährliche Frühjahrsputz steht vor der Tür. Viele Reinigungsmittel beinhalten jedoch kritische Inhaltsstoffe, die weder der Gesundheit noch der Umwelt guttun. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.
09.03.2021
• Warum Putzen gut für uns ist
• Vorsicht: Auf diese Inhaltstoffe sollten Sie achten
• Holz, Baumwolle, Leinen – mit diesen Materialien putzt es sich nachhaltiger
Putzen für Euer Wohlbefinden
Wenn sich der Winter langsam dem Ende zuneigt und die Sonne für mehrere Stunden unsere Zimmer erhellt, dann steht für viele der Frühjahrsputz an. Jedoch sind Aufräumen und Putzen Aufgaben, die gern aufgeschoben werden. In deutschen Haushalten wird im Durchschnitt zwei bis vier Stunden pro Woche >> geputzt. Nur wenige finden jedoch wirklich Gefallen daran.
Putzen birgt aber auch viele positive Effekte, denn ein aufgeräumtes Umfeld
• hilft uns, unsere Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen
• fördert unsere Produktivität und unsere Konzentration
• steigert unser Wohlbefinden, wenn wir uns an einer sauberen Wohnung erfreuen
• lässt uns besser Ordnung halten und den Überblick bewahren
Putzen und die Umwelt – Warum Reinigungsmittel oft nicht nachhaltig sind
Laut Statista >> wird 2021 der Umsatz von Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel bei etwa 5,3 Mio. Euro in Deutschland liegen. Ein Großteil der verkauften Produkte enthält für Gesundheit und Umwelt problematische Inhaltsstoffe. Laut Umweltbundesamt gelangen pro Jahr 630.000 Tonnen Chemikalien aus Reinigern ins Abwasser und von dort in die Umwelt und Gewässer. Biologisch schwer abbaubare Substanzen verweilen dort und können negative Folgen für diverse Wasserorganismen haben. Zum Beispiel befördern manche Reste von Putzmitteln Versalzen oder vermehrtes Algenwachstum das wiederum zu Sauerstoffarmut im Wassers führt. Die Folgen sind Artensterben und ein Rückgang der Artenvielfalt. Aber auch für unsere Gesundheit und Trinkwasser haben so manche zugesetzten Inhaltsstoffe negative Auswirkungen. Darunter befinden sich zum Beispiel:
Tenside
Sie bestehen meist aus Erdöl und finden sich großteils in Waschmitteln zum Reinigen synthetischer Fasern. Sie wirken gegen Vergrauung und Verfärbung, machen Textilien weich und geschmeidig und erleichtern das Bügeln. Zudem bilden sie Schaum, der für viele Sauberkeit symbolisiert. Jedoch sind erdölbasierte Tenside nicht komplett biologisch abbaubar. Durch die Nahrung können Tenside auch vom Menschen aufgenommen werden – mit negativen Folgen für den Körper: Sie reizen Schleimhäute, trocknen die Haut aus und lösen Allergien aus. Für Umwelt und Menschen ist es daher wichtig, dass Tenside aus regionalen, pflanzlichen Rohstoffen bestehen und so besser biologisch abbaubar sind.
Phosphate
Phosphate werden Putzmitteln beigesetzt, um Schmutzablagerungen an Oberflächen zu verhindern. Auch sie können mit dem Abwasser in Gewässer geraten und dort durch vermehrtes Algenwachstum zu einem Verlust der Artenvielfalt beitragen.
Duftstoffe
Sie bekämpfen schlechte Gerüche und verleihen der Wäsche einen angenehmen Duft. In puncto Sauberkeit bringen sie allerdings keinerlei Vorteile. Manche Duftstoffe wie Limonen oder Geraniol sind auch nicht ungefährlich und können Allergien auslösen. Im Wasser wirkt vor allem Zitrusöl toxisch. Laut Umweltbundesamt wird es als umweltgefährlich eingestuft und ist gerade für Wasserorganismen hoch giftig.
Phosphonate und optische Aufheller
Phosphonate, Bleichstabilisatoren, und optische Aufheller zählen zu den Bleichmitteln für strahlend weiße Wäsche. Beide Zusätze sind jedoch biologisch schwer abbaubar. »Hygiene«- oder »Power«-Reiniger werben damit, besonders vor Bakterien und Viren zu schützen, doch enthalten sie meist Chlorverbindungen und Inhaltsstoffe wie Triclosan, das zu Reizungen der Atemwege führt.
Natriumsulfate
Sie werden verwendet, um eine gute Rieselfähigkeit und Löslichkeit von Pulvermitteln zu erzeugen, haben jedoch keine Wirkung auf die Reinigung. Da das Salz Natriumsulfat biologisch nicht abbaubar ist, trägt es zur Versalzung der Gewässer bei.
Biozide
Biozide werden oft in Schimmelentfernern und Hygienereinigern eingesetzt. Gerät jedoch eine erhebliche Menge in die Kanalisation, wird die Funktion biologischer Kläranlagen gestört und Schadstoffe können in Oberflächengewässer gelangen. Diese schaden den Wasserlebewesen, außerdem resultieren daraus Probleme bei der Aufbereitung des Trinkwassers.
Mehrweg statt Einweg – Plastik, nein danke!
Allein in Deutschland gelangen durch Putzmittel bis zu 55 Tonnen Mikroplastik jährlich ins Abwasser. Viele Reinigungsmittel enthalten Polymere, Kunststoffe, die Oberflächen einen glänzenden Schutzfilm verleihen, schmutzabweisend wirken und gegen Vergrauung vorbeugen. Die Kläranlagen können die wasserlöslichen, schwer abbaubaren Polymere nicht gänzlich auffangen. Doch nicht nur die Putzmittel an sich, sondern ein Großteil der herkömmlichen Putzutensilien ist aus Plastik, etwa Mikrofasertücher und Schwämme, Wischmobs, Bürsten und Eimer.
Umweltfreundlich Putzen – Siegel und nachhaltige Rohstoffe
Aufgrund der vielen Zusatzstoffe der Reiniger lohnt es sich beim Einkauf einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen. Siegel können hier ein guter Anhaltspunkt sein. Beispielsweise kennzeichnen „der blaue Engel“ oder das EU-Umweltsiegel, auch bekannt als Euroblume, besonders umweltfreundliche und gesundheitsverträgliche Produkte. Auch viele umweltfreundliche Marken setzten auf nachwachsende und biologisch abbaubare Rohstoffe.
Doch auch ohne Kauf neuer Produkte, kann das Putzen nachhaltig gestaltet werden. Statt herkömmlicher Putzlappen können Sie alte T-Shirts oder Frottee-Handtücher verwenden und ihnen so eine neue Verwendung geben. Generell eignen sich auch umweltfreundlichere Materialien als Lappen, z.B. Baumwolle, Bambus, Leinen oder Hanf. Statt Kunststoffbürsten sind Spülbürsten aus Holz mit wechselbarem Bürstenkopf vielseitig einsetzbar, und gegen hartnäckigen Schmutz eignet sich ein wiederverwendbarer Kupferschwamm.
Nachhaltige und gesundheitsverträgliche Putzmittel lassen sich mittlerweile sehr gut finden. Im Idealfall
• wurden sie wasserschonend hergestellt
• bestehen sie aus erneuerbaren, regionalen Ressourcen
• lassen sie sich biologisch abbauen
Noch besser für die Umwelt, Ihre Gesundheit und Ihren Geldbeutel ist es, Putzmittel selbst herzustellen. Dafür braucht man nur einfache Hausmittel wie Essig, Zitronensäure, Soda oder Natron. In unserem Beitrag »Reinigungsmittel selber machen« finden Sie drei DIYs für Ihren Haushalt. Da kann mit dem Frühjahrsputz nichts mehr schief gehen.
© Anna Puzatykh | adobestock | Josh Hild & mrjn Photography | unsplash