Die BIO-Challenge 2023

Schaffen wir es, 30 Tage weniger Zucker zu essen?

Hier ein Keks, da ein Joghurt, und abends schnell die fertige Tomatensoße: In den meisten Lebensmitteln, egal ob herzhaft oder süß, findet sich zugesetzter Zucker. In der fünften BIO-Challenge sagen Christine Fischer und Anni Reeh vom BIO-Team dem Zucker deshalb einen Monat den Kampf an.

09.11.2023

Schaffen wir es, 30 Tage weniger Zucker zu essen? | BIO-Challenge Challenge Zucker zuckerfrei

30 Tage Zucker reduzieren

Jede*r Deutsche verzehrt im Schnitt 100 Gramm Haushaltszucker am Tag – viermal mehr als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Ein übermäßiger Zuckerkonsum tut uns nicht gut, macht müde und begünstigt Krankheiten wie Diabetes. Deshalb haben wir – Christine Fischer und Anni Reeh – 30 Tage auf alles verzichtet, was mit industriell hergestellten Zuckerarten gesüßt wurde. Erlaubt war nur die natürliche Süße aus Früchten, Gemüse oder Nüssen.

»Beim Einkaufen war ich von der zuckrig-süßen Realität schockiert«

Porträt von Anni ReehWeizentortillas, vegane Crème fraîche und meine allerliebste scharfe Chilisoße: Um all diese Lebensmittel habe ich im September einen großen Bogen gemacht. Denn ein Blick auf die Zutatenliste verriet schnell: Hier ist Zucker mit im Spiel!

Auch wenn ich bereits vor der Challenge wusste, dass verarbeitete Lebensmittel oft zugesetzten Zucker enthalten, war ich beim Einkaufen doch immer wieder von der zuckrig-süßen Realität schockiert bis frustriert. Denn etwas Ungesüßtes zu finden, stellte mich regelmäßig vor Herausforderungen – besonders dann, wenn es schnell und bequem sein sollte. In der letzten Woche der Challenge hatte ich mein vorbereitetes Mittagessen zu Hause vergessen. Kein Problem, dachte ich, denn der Supermarkt nebenan wartet mit einem reichhaltigen Angebot an Convenience-Produkten auf. Doch keine Suppe, kein Eintopf bestand die Probe. Selbst die Gemüseaufstriche vieler namhafter Bio-Hersteller enthalten Süßungsmittel, meist in Form von diversen Sirupen oder Apfeldicksaft.

Neben dem Studium der Zutatenliste lernte ich im September vor allem viele neue Vokabeln für Zucker. Ob Dextrose, Fruchtsaftkonzentrate oder Dicksäfte – am Ende versteckt sich hinter all diesen mehr oder weniger natürlich klingenden Zutaten zugesetzter Zucker. Das Gemeine dabei ist, dass vieles erstmal harmlos klingt. Nehmen wir als Beispiel den bereits erwähnten Apfeldicksaft. Dieser ist zwar ein Naturprodukt – hoch konzentrierter Apfelsaft, der erhitzt und zu einer zähflüssigen Masse eingekocht wurde –, doch enthält er eine hohe Konzentration an Fruchtzucker. Der Fructose-Anteil liegt bei 60 Prozent. Natur hin oder her, Zucker ist Zucker, und von dem sollen wir ja bekanntlich nicht zu viel essen.

Um aber auf einer positiven Note zu enden: Mir hat dieses Experiment sehr gut gefallen. Zum einen habe ich festgestellt, dass mir der Verzicht auf Süßes wie Schokolade, Kuchen oder Eis gar nicht so schwer fiel wie erwartet – und ich liebe eigentlich Eis! Zum anderen habe ich tolle Alternativen für mich (wieder-)entdeckt, zum Beispiel Obst oder Datteln mit Nussmusen oder selbst gebackenes Banana Bread. Zudem hatte ich das Gefühl, dass mir mit der Zeit natürlich süße Sachen immer süßer vorkamen. Ein Schluck pure Hafermilch – natürlich ohne Zuckerzusatz – schmeckte am Ende der Challenge unfassbar intensiv für mich. Das finde ich eine sehr schöne Entwicklung, sodass ich mir vorgenommen habe, auch weiterhin sehr viel bewusster darauf zu achten, was in verarbeiteten Lebensmitteln steckt und wie viel ich davon verwende – in Zukunft wird also die Chilisoße im Hause Reeh sehr viel sparsamer zum Einsatz kommen.

– Anni

»Essen hat für mich ganz viel mit Geselligkeit zu tun«

Porträt von Christine FischerAuf diese Challenge freute ich mich besonders, weil ich mich schon lange gefragt habe, welche Rolle Industriezucker in meinem Alltag eigentlich spielt und ob es mir gelingen würde, diesen von meinem Speiseplan zu verbannen. Beim Essen haben Genuss und Spaß für mich immer höchste Priorität. Doch muss das im Widerspruch zu einem zuckerfreien Leben stehen?

Zunächst einmal: Der Teufel steckt im Detail! Natürlich war mir bewusst, dass ich während der Challenge keine Marmelade, Schokolade oder Kuchen essen durfte. Doch wer hätte gedacht, dass sich auch Zucker in so mancher Tomatensoße, in Brot oder Oliven versteckt? In dieser Hinsicht empfand ich die letzten 30 Tage als große Bereicherung. Denn einfach Produkte ohne versteckten Zucker zu kaufen, kostet zwar am Anfang etwas Zeit, weil man beim Einkauf genauer auf die Zutatenliste schauen muss. Doch man hat dabei null Einbußen, wenn es um den Geschmack geht. Ich habe bei jedem dieser Lebensmittel auch eine sehr leckere Variante ohne Zucker gefunden und kann allein dadurch in Zukunft schon unheimlich viel Zucker einsparen – ohne es überhaupt zu merken!

Nach einem langen Arbeitstag hatte ich in den letzten Monaten immer mal wieder Heißhungerattacken und griff dann auch zu ungesunden, gesüßten Lebensmitteln. Während der Challenge bin ich diesem Problem auf den Grund gegangen und stellte etwas fest, das ich auf den ersten Blick gar nicht mit meinem Zuckerkonsum in Verbindung gebracht hätte: Ich sollte wieder regelmäßig frühstücken! Vor circa einem Jahr habe ich mit dem Intervallfasten begonnen und seitdem jeden Tag erst gegen 12 Uhr mittags zum ersten Mal gegessen. Für viele Menschen ist das eine tolle und gesunde Ernährungsweise, die oft von Expert*innen empfohlen wird. Bei mir persönlich hat es jedoch abends zu einer starken Lust auf Süßigkeiten geführt. Seitdem ich morgens wieder Haferflocken mit pflanzlicher Milch, etwas Obst, Kakaonips und Leinsamen esse, ist diese wie verflogen. Ich finde, das ist ein schönes Beispiel dafür, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg für eine gesunde Ernährung finden muss. Es gibt nicht immer die eine richtige Lösung!

Nach 30 Tagen ohne Industriezucker ist mein Hautbild besser und ich habe mehr Energie. Mit diesem Ergebnis hätte ich nach so kurzer Zeit nicht gerechnet! Bei aller Euphorie muss ich jedoch auch zugeben, dass es nicht immer ganz ohne ein Gefühl von Verzicht ging. Die Zuckerabstinenz störte mich immer dann, wenn ich in Gesellschaft war. Zum Beispiel, als ich bei einem Abendessen mit Freund*innen als einzige in der Runde kein Tiramisu essen konnte. Oder als ich auf einer Hochzeit beim Nachtischbuffet passen musste. Essen hat für mich ganz viel mit Geselligkeit zu tun und in solchen Situationen werde ich in Zukunft auch wieder zuschlagen. Ich möchte mir nichts verbieten und intuitiv essen.

Das Tolle ist: Da der versteckte Zucker in meinem Alltag der Vergangenheit angehört, kann ich einen leckeren Nachtisch an besonderen Anlässen zukünftig mit bestem Gewissen genießen!

– Christine

So lief der Zuckerverzicht bei Ihnen

Nicht nur wir haben unseren Zuckerkonsum reduziert. Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben die BIO-Challenge angenommen und Ihre Erfahrungen mit uns geteilt. Vielen herzlichen Dank für Ihre Zuschriften!  Mehr lesen Sie in BIO 6/23 ».

»Am meisten haben mir zuckerhaltige Getränke gefehlt«

Da ich gerne und täglich nasche, war ich überrascht, dass es mir einigermaßen gut gelungen ist, einen Monat deutlich weniger Süßigkeiten zu essen. Es ist mir aber echt schwergefallen, nicht mit anderen Dingen zu kompensieren: statt der Cola dann eben ein Bier oder statt dem Schokokeks eine Tasse Kaffee. Am meisten haben mir zuckerhaltige Getränke gefehlt. Gerade beim Ausgehen hat man ja meist nur die Wahl zwischen Zucker, Alkohol oder einem langweiligen Glas Wasser. Grüße gehen raus an das Restaurant in meinem Viertel, das seinen Eistee nur mit etwas Honig süßt!

– Mareike F. aus Würzburg

»Ich hatte am Nachmittag viel seltener ein Tief«

Liebes BIO-Team, ich habe für mich die Challenge etwas abgewandelt und im September nichts Neues gekauft, das Zucker enthält. Alles, was ich bereits zu Hause hatte, wie zum Beispiel gesüßte Soßen, habe ich ganz normal gegessen. Verzichtet habe ich vor allem auf Schokolade und süße Getränke. Das fiel mir zu Beginn wirklich schwer, vor allem wenn ich in der Mittagspause mit meinen Kolleginnen zusammensaß, die sich oft Softdrinks kaufen. Je länger die Challenge jedoch ging, desto leichter wurde auch der Verzicht. Besonders positiv war für mich, dass ich viel seltener am Nachmittag ein Tief hatte.

– Matthias G. aus Hannover

 

Haben auch Sie jetzt Lust auf weniger Zucker? Tipps und Tricks finden Sie natürlich bei uns ».

Text: Christine Fischer & Anni Reeh

Die BIO-Challenge 2023 – Sind Sie mit dabei?

Wir freuen uns, wenn Sie bei der BIO-Challenge 2023 dabei sind, und uns erzählen, wie es Ihnen ergeht. Vielleicht haben Sie Tipps, die Ihnen bei einer der Challenges geholfen haben, oder möchten uns eine Herausforderung vorschlagen? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an biomagazin@biomagazin.de ».

Alle Beiträge zur BIO-Challenge finden Sie hier ».

Diese Kolumne stammt aus 

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