So heilsam ist Senf
In der sechsten Folge unserer Serie »Regionale Powerfoods« stellt Ihnen Johanna Zielinski den Senf vor, der als wahrer Gesundheits-Booster antientzündlich wirkt, die Immunabwehr stärkt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann.
16.04.2024
In diesem Beitrag erfahren Sie
- welche Nährstoffe der Senf enthält
- welche gesundheitlichen Vorteile der Verzehr von Senf mit sich bringt
- worauf Sie beim Verzehr von Senf achten sollten
- + alles zum Senf auf einen Blick
Senf – das Gewürz voller Nährstoffkraft
Vom Sommer bis in den Herbst hinein färben die intensiv gelben Blüten der Senfpflanze unsere Wiesen und Äcker. Der vermutlich aus Asien stammende Senf hat eine lange Tradition in den Küchen der Welt. In Europa zählte das Powerfood neben Meerrettich zu den ersten scharfen Gewürzen, die hier die Speisen verfeinerten. Die Pflanze lässt sich hervorragend im eigenen Garten anbauen. Man kann sie von Blüte bis Korn, inklusive Blätter und Sprossen, verspeisen. Vor allem die kleinen, unscheinbaren Körner sind wahre Powerpakete.
So wie der Raps fällt auch die Senfpflanze auf unseren heimischen Feldern durch ihre herrlich gelbe Farbe auf. Beide Pflanzen sehen sich zum Verwechseln ähnlich und zählen zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Anhand des Geruchs und der Blütezeit lassen sie sich jedoch gut unterscheiden. In vielen Kulturen, darunter Indien und China, wird der Senf seit mehreren Tausend Jahren als Delikatesse und als entzündungshemmendes sowie die Verdauung unterstützendes Heilmittel geschätzt. Seit dem Mittelalter ist die Senfpflanze in ganz Europa zu finden.
Welche Nährstoffe sind in Senf enthalten?
In den Senfkörnern tummeln sich reichlich Vitamine, Mineralstoffe und Senföle in hoher Konzentration. Die ätherischen Öle enthalten gesundheitsförderliche sekundäre Pflanzenstoffe, die Senfölglykoside. Sie machen die Schärfe des Senfs aus und dienen den Pflanzen als Schutz. Zudem finden sich darin wertvolle ungesättigte – darunter Omega-3-Fettsäuren. Diese Inhaltsstoffe sind für ihre gesundheitsförderlichen Wirkungen bekannt: Sie bringen Entzündungsvorgänge zum Abklingen, stärken die Immunabwehr und senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie gesund ist Senf?
Wer zum ersten Mal in ein ganzes Senfkorn beißt, wird merken: Dieses schmeckt zunächst gar nicht scharf. Erst wenn man eine Weile darauf herumkaut, spürt man langsam die Schärfe. Wird das Pflanzengewebe zerstört, etwa durch Zubereiten oder Kauen, wird das Enzym Myrosinase freigesetzt, was Senföl-Glykoside wie Sulforaphan aktiviert. Letzteres wirkt antimikrobiell, entzündungshemmend, entgiftend und antioxidativ. Studien zeigen sogar eine starke Wirkung gegenüber Krebsstammzellen. Weiter gibt es Hinweise auf antidiabetische Effekte – Sulforaphan soll Cholesterin- und Entzündungswerte bei Typ-2-Diabetiker*innen positiv beeinflussen. Andere gesundheitsförderliche Effekte, etwa auf das Nervensystem, die Muskulatur und Knochen, werden derzeit untersucht.
In Apotheken sind hoch konzentrierte Senföle frei verkäuflich erhältlich und können beispielsweise dazu genutzt werden, eine beginnende Erkältung abzuwehren. Denn Senföle töten Bakterien, Pilze und Viren ab, weshalb sie auch als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet werden. Insbesondere bei Infektionen der oberen Atemwege zeigen sie eine hohe Wirksamkeit.
Auf welche Weisen kann Senf verzehrt werden?
Die in den Schoten heranwachsenden Senfsamen werden im Ganzen verwendet, gemahlen oder zu Senfpaste weiterverarbeitet. Auch die jungen Blätter der Senfpflanze sind eine beliebte und nährstoffreiche Zutat, zum Beispiel in frischem Salat.
Um im Rahmen einer gesunden Ernährung optimal von der positiven Wirkung von Senf zu profitieren, genügen bereits kleine Mengen. Wichtig ist es hierbei, den Senf kalt zu genießen, denn Hitze zerstört die förderlichen Eigenschaften. Beim Kochen gilt es deshalb, die Speisen erst am Schluss etwa mit gemahlenen Senfkörnern oder Dijon-Senf zu verfeinern, damit die ätherischen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.
Das Wichtigste auf einen Blick
Wo wird Senf angebaut? | Senf wird weltweit angebaut. Die Hauptanbaugebiete sind Nepal, Russland und Kanada. In unseren Breitengraden werden hauptsächlich der weiße (Sinapis alba) und der braune Senf (Brassica juncea) kultiviert. Der schwarze Senf (Brassica nigra) wächst häufig wild. |
Wann hat Senf Saison? | Senf blüht im Spätsommer bis in den Herbst hinein. Im Herbst werden die trockenen Schoten geerntet. Das Rasseln der Schoten beim Schütteln zeigt, ob sie reif sind. Die Samen werden dann einfach herausgelöst. Junge Senfblätter können Sie etwa drei bis vier Wochen nach der Aussaat ernten. Auch Senfsprossen sind essbar. |
Wie lagert man Senf am besten? | Ein dunkler, kühler und trockener Lagerplatz ist ideal. So sind die Körner jahrelang haltbar, jedoch verflüchtigt sich mit der Zeit das Aroma. Senfgrün sollten Sie im Kühlschrank aufbewahren, ebenso Speisesenf, den man am besten zügig verbraucht. |
Auf welche Weise können Senfpflanzen zubereitet werden? | In Äthiopien und Indien finden die nahrhaften Blätter in warmen Gerichten Verwendung. Hierzulande verfeinern sie Salate oder Smoothies. Blüht der Senf, sollten Sie keine Blätter mehr verwenden. Die Blüten werden gedünstet oder roh verzehrt. Senfsamen beziehungsweise Senfmehl eignen sich zum Würzen und Herstellen von Senf. Die nährstoffreichen Sprossen sind direkt verzehrbar. |
Welche Vorteile bringen Senfpflanzen für den Garten? | Im Garten bildet die Pflanze kräftige, tiefe Wurzeln aus – und lockert somit den Boden auf. Sie ist ein Magnet für Honigbienen. Zudem entzieht Senf dem Boden Schwermetalle und ist damit eine wahre Superkraft als Bodenverbesserer. |
Warum schmecken Senfsorten unterschiedlich scharf? | Der weiße Senf hat einen milden Geschmack. Der braune Senf ist schärfer und wird vorwiegend im Dijon-Senf verwendet. Auch schwarzer Senf schmeckt scharf. Der Schärfegrad wird durch das Mischverhältnis bestimmt. Senfgrün hat einen würzigen, bitteren Geschmack. |
Welche Teile der Senfpflanze sind essbar? | Die Blüten, Blätter, Sprossen und Samen der Senfpflanze sind essbar. In Form von Keimlingen lässt sich die Pflanze ganz einfach selbst anbauen – umweltschonend und direkt auf der Fensterbank oder im Blumenkasten. |
Text: Johanna Zielinski
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (km)
Johanna Zielinski ist Diplom-Ökotrophologin und absolviert derzeit eine Weiterbildung im Bereich Psychologie. Journalistisch machte sie Station beim WDR sowie einem privaten Radiosender.
Die Ernährungswissenschaftlerin und freie Autorin beschreibt sich selbst als leidenschaftliche Weltenbummlerin. In dieser Kolumne konzentriert sie sich jedoch auf heimische Gefilde und nimmt die wichtigsten regionalen Powerfoods unter die Lupe.